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Wiens erstaunliche Neuentdeckung: Klimts verlorenes Meisterwerk wird versteigert

Dienstag, 23. April 2024 / 18:11 Uhr
aktualisiert: 19:25 Uhr

Es ist eine seltene Gelegenheit, dass ein verloren geglaubtes Gemälde von Gustav Klimt auftaucht: Das Wiener Auktionshaus im Kinsky versteigert nun das «Bildnis Fräulein Lieser» mit einem geschätzten Wert von 30 bis 50 Millionen Euro.

Gustav Klimt 
«
Bildnis Fräulein Lieser», 1917, 
Öl auf Leinwand; gerahmt, 
140 x 80 cm © Auktionshaus im Kinsky GmbH, Wien. (Ausschnitt)

Lange Zeit galt das Gemälde «Bildnis Fräulein Lieser» von Gustav Klimt als verschollen. Das 1917 gemalte Werk, eines der letzten Porträts des österreichischen Jugendstilkünstlers, blieb nach seinem Tod im Jahr 1918 unsigniert in seinem Atelier zurück. Experten vermuteten, es sei verloren oder zerstört worden.

Es ist ein aussergewöhnlicher Moment in der Kunstwelt, wenn ein lange verschollenes Gemälde plötzlich wieder auftaucht. Die Experten staunen nicht nur über die Echtheit des «Bildnis Fräulein Lieser» von Gustav Klimt, sondern auch über den exorbitanten geschätzten Wert von 30 bis 50 Millionen Euro. Diese Entdeckung versetzt Sammler und Kunstkritiker gleichermassen in Aufregung und lässt die Auktion zu einem wahren Highlight werden, da noch viel höhere Gebote denkbar sind.

Dieses Gemälde, das so viele Jahrzehnte verschwunden war, regt nicht nur die Fantasie von Sammlern und Kunstkritikern an, sondern wirft auch wichtige Fragen zur Restitution von Kunstwerken auf, die während der dunklen Zeiten des Nationalsozialismus gestohlen wurden. Die Geschichte hinter dem «Bildnis Fräulein Lieser» fasziniert und bewegt zugleich - sie ist nicht nur ein blosses Kunstwerk, sondern ein Spiegelbild der tragischen Ereignisse und Schicksale jener turbulenten Jahre.

Die Entscheidung, das Porträt nicht in London oder New York zu versteigern, sondern im kleineren Wiener Auktionshaus im Kinsky anzubieten, beruht auf deren langjähriger Erfahrung mit Klimts Werken und ihrer Expertise im Umgang mit Raubkunst aus der NS-Zeit, erklärt das Auktionshaus.

Keine Anzeichen für eine «rechtswidrige Enteignung»

Das 140 mal 80 Zentimeter grosse Gemälde präsentiert eine junge Frau in frontaler Pose vor einem kräftig roten Hintergrund, umhüllt von einem aufwendig verzierten Umhang mit Blumen. Claudia Mörth-Gasser, Leiterin der Abteilung Klassische Moderne im Kinsky, lobt die koloristische Gestaltung als herausragend im Spätwerk von Klimt, wie dpa berichtet.

Dieses Porträt zeigt ein Mitglied der Industriellenfamilie Lieser, die während der NS-Zeit aufgrund ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurde. Vermutlich ist auf dem Bild Helene Berger, geb. Lieser zu sehen. Trotz intensiver Recherchen bleib das Schicksal des Gemäldes zwischen 1925 und den 1960er Jahren ungelöst, da keine Anzeichen für eine «rechtswidrige Enteignung» gefunden wurden. Die aktuellen Besitzer haben das Werk vor etwa zwei Jahren von entfernten Verwandten geerbt. Seit den 1960er Jahren zierte es den Salon einer Villa in der Nähe von Wien.
(fest/auktionen.ch)